25. Mai 2015 Josef Gabriel

Donauwörther hilft Christen in Syrien

Dr. Josef Tozman ist aramäischer Christ. Die dramatische Lage in seiner Heimat beschäftigt ihn. Mit anderen Aramäern hat er ein Hilfsprojekt gegründet.

Donauwörth Dr. Josef Tozman spricht unverblümt und direkt über das, was tagtäglich in Syrien und dem Nordirak passiert: „Unsere Wurzeln sind in Gefahr.“ Es seien nicht nur seine eigenen als aramäischer Christ – es handle sich um die geografischen und historischen Wurzeln des gesamten Christentums, an denen die islamistische Terrorgruppe IS seit Monaten sägt. Im syrischen Damaskus wurde Saulus einst zum Paulus, aus dieser Region verbreitete sich nach dem Pfingstwunder das Evangelium Christi in alle Welt. Das aktuelle Leid der orientalischen Christen hat den Donauwörther Zahnarzt Tozman dazu motiviert, selbst einen Verein mitzugründen. „We are Christians“ heißt die Hilfsorganisation selbstbewusst – „Wir sind Christen“. Ein wichtiges und mancherorts gefährliches Bekenntnis in den Tagen der Bedrängnis.

v.r.n.l. Dr. Josef Tozman, Matthias Kücükkaplan - Vorstandsmitglieder von We Are Christians - Aramaic Charity Organization

v.r.n.l. Dr. Josef Tozman, Matthias Kücükkaplan – Vorstandsmitglieder von We Are Christians – Aramaic Charity Organization

Zunächst machten die Aramäer das Stigma zum Programm: Der arabische Buchstabe „n“ steht für „Nazarener“, also Anhänger des Gottessohnes Jesus von Nazareth. Die Islamisten schmierten jenes „n“ im irakischen Mossul an die Hauswände christlicher Familien. Um sich daran zu erinnern, wer auf der Abschussliste steht oder zumindest die berüchtigte „Kopfsteuer“ zu zahlen hat. Die Aramäer in Deutschland und aller Welt ließen sich den Buchstaben daraufhin auf T-Shirts drucken. „We are n“ lautete denn auch das unmissverständliche Bekenntnis von Tozmans Verein erst – man benannte sich dann aber doch wieder um: „Wir wollten uns letztlich nicht permanent an dieses Stigma im Nahen Osten erinnern.“ Der jetzige Name sei gleichermaßen Bekenntnis und Programm: „Als Christen helfen wir nach christlichen Werten, bei der Verteilung der Hilfsgüter fragen wir nicht nach der Religion, sondern versuchen jedem zu helfen, der Hilfe braucht.“ Auch Muslimen hätten die Mitarbeiter des Vereins Unterstützung zur Verfügung gestellt, als sie im Dezember vergangenen Jahres mit einem Lastwagen Kleidung, Geräte, Medizin und Lebensmittel in den Irak lieferten. 40 Tonnen Winterbekleidung, 1500 Weihnachtsgeschenk- und über 5000 Babynahrungspakete hatte Tozman mit seinem Verein gesammelt, „leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ angesichts des Leids der Christen, wie der Arzt berichtet.

Hilfsgüter aus Deutschland

Ankunft von Hilfsgüter aus Deutschland in Erbil / Irak

Aber das sei immerhin besser, als nichts zu tun, als sich hilflos die Nachrichten auf dem Sofa anzusehen. Vor Ort in Erbil und Dohuk hätten die aramäischen Helfer aus Deutschland mit Spendengeldern noch 20 Tonnen weitere Hilfsgüter eingekauft und an Notleidende verteilt: Heizöl, Radiatoren, Decken, Essen. Mehrere Flüchtlingscamps konnten sie besuchen. „Viele Kinder hungern und sind krank, die medizinische Versorgung ist nicht ausreichend“ – das Fazit des Vereins klingt ernüchternd. Und tatsächlich macht sich auch Tozman als Helfer keine allzu großen Hoffnungen auf eine rasche Besserung der Lage. Zu lange dauere die Unterdrückung der Christen im Nahen und Mittleren Osten schon an, die westliche Politik habe oft nicht mehr als Lippenbekenntnisse geliefert, wolle die wirtschaftlichen Beziehungen zu Regimen wie jenem in Saudi-Arabien augenscheinlich nicht gefährden. Tozman selbst wurde im Südosten der Türkei, unweit der syrischen Grenze, geboren. Mit fünf Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland. Es ist sein Zuhause geworden – aber er leidet mit den Glaubensbrüdern im Orient mit und spricht Klartext: Ein beherztes Eingreifen sähe anders aus als das, was die europäische Politik zurzeit unternehme. Er meint, man müsse im christlichen Abendland sensibler auf christliche Flüchtlinge eingehen und mehr von ihnen aufnehmen: „Sie sind diejenigen, die am meisten leiden und die in den muslimischen Nachbarländern nach der Flucht aus dem Kriegsgebiet oft erneut unterdrückt werden.“

Erst im April sollen Christen aus einem Flüchtlingsboot in das Mittelmeer geworfen worden sein. In den Asylbewerberunterkünften in Europa gehe die Unterdrückung allzu oft weiter – „Mobbing“ sei da noch ein harmloser Ausdruck. Dabei gebe es bei den christlichen Flüchtlingen kaum nennenswerte Integrationsprobleme in Europa: „Wir Christen stellen doch gemeinsam einen Kulturkreis dar – wir würden uns wirklich etwas mehr Solidarität von unseren Brüdern in Europa wünschen.“

Er selbst verstehe es nicht, wie die europäischen Christen ihre Glaubensbrüder im Orient dermaßen im Stich ließen: „Dort befindet sich doch die Wiege des Christentums.“

In Deutschland leben laut Tozman etwa 50000 aramäische Christen, viele seit mehreren Jahrzehnten. 100 Jahre nach dem osmanischen Völkermord an den christlichen Armeniern (und Aramäern) droht im Orient ein erneuter Genozid – während die westliche Welt scheinbar wieder einmal eines tut: hilflos schweigt.

Bitte helfen auch Sie. Die Spendengelder kommen 100 % den Bedürftigen zugute. 

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Quelle Augsburger-Allgemeine:
http://www.augsburger-allgemeine.de/donauwoerth/Donauwoerther-hilft-Christen-in-Syrien-id34164502.html