9. Februar 2017 Josef Gabriel

“Sadad / Syrien – Aramäische Christen vor dem Exodus?”

Sadad/Syrien, 26.12.2016

Während der letzten humanitären Syrienreise war We Are Christians am 2. Weihnachtsfeiertag in der Stadt Sadad und besuchte Abuna Mikhael Khalil von der Gemeinde Mor Sarkis & Mor Bakos, der über die schrecklichen Geschehnisse in Sadad berichtete.

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Die Delegation von We Are Christians hatte auch eine Sitzung mit Carolin Mousa, Leiterin des Pflegehilfswerk „Heimonutho d’Nuhro“, die sich um körperlich und geistig Benachteiligte in Sadad (aktuell 18 behinderte Menschen) kümmert. „Die Bereitschaft zu Helfen ist sehr groß, aber die Mittel fehlen, um sich besser um die behinderten Menschen kümmern zu können“, so die Betreuerin. Das Hilfswerk „Heimonutho d’Nuhro“ konnte dank Eurer Spenden auch unterstützt werden. Anschließend hat die Delegation mittellose, ältere und kranke Menschen in Sadad besucht, um Ihnen einen geringen, aber notwendigen Teil, aus dem Spendentopf übergeben zu dürfen.

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Mit diesen Bildern möchten wir nochmal unser Augenmerk ganz besonders auf die Stadt Sadad richten. Unter den syrischen Städten hat sie für den Fortbestand des Christentums eine ganz besondere Bedeutung.
Als Perle unter den christlichen Städten beherbergt sie seit mehr als 2000 Jahren, 60km südlich von Homs gelegen, ausschließlich Aramäer. In der ganzen Umgebung befinden sich mit einem Bevölkerungsanteil von 100% ausschließlich aramäische Christen, was eine absolute Besonderheit darstellt. Aktuell befinden sich in Sadat 1500 verbliebene Familien.

Sadad gehört zur Erzdiözese Homs, Hama und Tartus und steht unter der väterlichen Obhut Seiner Eminenz Erzbischof Boutros Al’Nemeh von der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien und hat, wie bereits erwähnt, eine mehrere tausend Jahre alte Geschichte, anhängig an die Geschichte des Ur-Christentums.

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Umso härter traf der Schlag, als Sadad Ende Oktober 2013 plötzlich von der terroristischen Vereinigung Al Nusra überfallen worden war, welche im Westen immer wieder und fälschlicherweise als moderate Organisation tituliert wird. Dies ist scharf zu verurteilen und zu kritisieren. Für Sadad bedeutete die plötzliche Belagerung 7 Tage lang Beschüsse, Terror, Mord, Vergewaltigungen, Entführungen, Plünderungen, Kirchenschändungen und Zerstörung von Wohnraum. Sadad glich eine Woche lang für die Bevölkerung schier unausweichlich der Hölle auf Erden.

Als wenn dies nicht genug war, kamen die sogenannten und fälschlich Rebellen genannten islamistischen Terroristen ein zweites Mal, wieder um sicher zu gehen, dass die Christenstadt dem Erdboden gleich gemacht werden könne und wieder um zu rauben, plündern, vergewaltigen, morden und zu entführen.
Anschließend kamen nochmal Terroristen des sogenannten islamischen Staates mit den selben Intentionen und Greueltaten, erneut um jedes aufkeimende Leben in der Stadt zu vernichten.

Auszug aus einem Zeitungsartikel vom Dezember 2013:
„Über tausend Familien flohen sofort aus der Stadt. Die anderen, darunter Kinder, Frauen, ältere Menschen, wurden als menschliche Schutzschilde benutzt“, berichtet der Geistliche. Als die Islamisten am 28. Oktober die Stadt unter dem militärischen Druck der Truppen des Assad-Regimes wieder verließen, wurden 45 Menschen in einem Massengrab entdeckt, darunter auch Frauen und Kinder. Sie wurden grundlos ermordet und in Massengräber geschmissen. Andere Zivilisten wurden bedroht und in Angst und Schrecken versetzt. 30 Menschen wurden verletzt und 10 werden vermisst. Eine Woche lang wurden 1.500 Familien praktisch in Geiselhaft gehalten, darunter Kinder, Frauen, Jugendliche und alte Menschen. Einige versuchten zu Fuß zu fliehen und die 8 km lange Strecke nach Al-Hafer zurückzulegen, um dort Zuflucht zu finden. Rund 2.500 Familien, die aus Sadad flohen leben nun als Binnenflüchtlinge in Damaskus, Homs, Fayrouza, Zaydal, Maskane und Al-Fhayle”

“Was in Sadad stattgefunden hat ist das größte Massaker an Christen, das es in Syrien seit zweieinhalb Jahren gegeben hat”, so der syrisch-orthodoxe Erzbischof Selwanos Boutros Alnemeh. Die Kirchen wurden verwüstet und geschändet. Antike Bücher und wertvolle Gegenstände wurden mitgenommen und die Wände mit antichristlichen Schriften beschmiert. Schulen und öffentliche Gebäude wurden verwüstet, darunter auch das Postamt, das Krankenhaus und eine Klinik. Die Kinder von Sadad wurden ihrer Zukunft beraubt”, so der Bischof weiter. “In der Stadt gibt es heute noch kaum Strom, Wasser oder Telefone. Alle Wohnungen wurden geplündert und ausgeraubt. “Wir haben verzweifelt um Hilfe gebeten, doch niemand hat uns gehört. Wo bleibt das Gewissen der Christen? Wo bleibt das Gewissen der Menschheit? Wo sind unsere Brüder und Schwestern? Wenn ich an die vielen Menschen denke, die heute trauern oder Not leiden schnürt sich mir die Kehle zu, weil dies alles in meiner Erzdiözese geschehen konnte. Wie sieht unsere Zukunft aus? Wir bitten alle um ihr Gebet für uns”, so Erzbischof Selwanos Boutros Alnemeh abschließend.

Das Ausmaß der Verwüstung ist immernoch veheerend. Wer es sich leisten konnte, ist in alle Himmelsrichtungen geflohen.
Viele verbliebene Familien sind immernoch mittellos und auf unsere Hilfe angewiesen.

Eine Verbesserung der humanitären Lage im Nahen Osten ist aufgrund der aktuellen Situation leider nicht in Sicht. Für eine längerfristige Überlebenssicherung ist We Are Christians dringend auf Spenden angewiesen, damit notleidende Menschen effektiver unterstützt werden können.

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