Foto: Josef Gabriel
Brachten im Oktober und Dezember Hilfsgüter in das irakische Mosul: Mitglieder des Vereins „Aramaic Charity Organization
Menschen aus den Krisengebieten, in denen der Islamische Staat wütet, berichteten in Ebersbach von der Lage vor Ort. Organisiert wurde die Veranstaltung vom „Aramaic Charity Organization“.
Josef Gabriel, Mike Malke, der Dialogbeauftragte der Hilfsorganisation und weitere Mitglieder waren im Oktober und Dezember vergangenen Jahres im Irak und brachten Hilfsgüter dorthin: „Mosul hat eine 1600 Jahre zurückreichende christliche Tradition. Erstmals seit diesen 1600 Jahren läuten in Mosul keine Kirchenglocken mehr“, sagte Josef Gabriel traurig und fügte hinzu: „Wenn es so weitergeht, dann wird es naher Zukunft keine Christen mehr im Orient geben.“ Bei den Reisen trafen sie Menschen, die Geiseln des IS waren und Familien, deren Angehörige vom IS verschleppt worden waren.
Gabriel und seine Mitstreiter wissen, dass ihre Hilfe nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein ist: „Wir können nur helfen, wenn uns geholfen wird.“ Man sei daher auf Spenden und Unterstützung angewiesen, um die immer schlimmer werdende Situation für die Christen in den Gebieten wenigstens etwas lindern zu können.
Im Juni vergangenen Jahres hatte der IS Mosul im Handstreich besetzt und die christliche Bevölkerung vor die Wahl gestellt: geköpft werden, zum Islam konvertieren oder die Stadt verlassen. Die meisten zogen die Flucht den angebotenen Alternativen vor: „Wären sie konvertiert, hätten sie ihre Wurzeln verloren: Ethnie und Glauben sind bei uns stark verwoben“, erklärte Gabriel.
Obwohl die Mitglieder der „Aramaic Charity Organization“ ihre unpolitische Haltung hervorheben, haben sie Vorstellungen, was geschehen kann und vor allem, was geschehen muss, um das Überleben der verfolgten Christen zu ermöglichen: „Wir fordern eine Schutzzone unter UN-Mandat rund um Mosul in der Niniwe-Ebene.“
Mit den geopolitischen Entwicklungen in Syrien und im Irak, die zur Entstehung des IS geführt haben, befasste sich Simon Jakob, der Vorsitzende des Zentralrats Orientalischer Christen. Der Metropolit (Erzbischof) der syrisch-orthodoxen Kirche, Mor Thimotheos Mosa Alshamany aus dem Kloster Mar Matta im Irak, berichtete vom „Leben im Kloster mit dem Islamischen Staat als Nachbar“. In das Kloster flüchteten sich hunderte von Christen vor der Verfolgung durch den IS, aber die Front dieses nie erklärten Krieges verläuft nur wenige Kilometer entfernt.
In Göppingen und Umgebung leben etwa 500 Familien syrisch-orthodoxen Glaubens – und fast jede habe Angehörige, die von der Verfolgung durch den Islamischen Staat betroffen sei.
Quelle: http://www.swp.de/goeppingen/lokales/goeppingen/Christen-vor-dem-Exodus;art5583,3026111 vom 03.02.2015